Mein nächster Ausflug führt mich zu einem Bio-Schweinemastbetrieb in Niederösterreich. Ringsum von Wiesen und Feldern umgeben befindet sich der Betrieb von Bio-Bauer Manuel. Als wir ankommen, macht es sich der Hofhund vor dem Hofladen gerade gemütlich, die Vögel zwitschern, die Bienen summen – es ist richtig idyllisch hier.
Der Hof ist bereits seit vielen Jahren in Familienbesitz, erzählt Manuel. Wie weit das zurückliegt, weiß heute niemand mehr so genau. Die Umstellung auf einen Bio-Betrieb machte Manuels Vater 1996 sofort nach seiner Hofübernahme. Es war ihm ein großes Anliegen, den Hof biologisch weiterzuführen und zu betreiben.
Als Manuel 2020 den Hof von seinem Vater übernahm, stellte er von einem Bio-Milchviehbetrieb auf einen Bio-Schweinemastbetrieb um. Auf unser Nachfragen, warum er umstellte, antwortet er mit voller Begeisterung: „Weil Schweine einfach die besten Tiere sind!“
Bevor wir in den Stall gehen, möchte Manuel uns noch eine weitere Leidenschaft auf seinem Betrieb zeigen. Wir spazieren gemeinsam über einen Feldweg. Stolz bleibt er vor seinen Feldern stehen. Hier steckt er viel Zeit und Energie in den Boden und betreibt regenerative Landwirtschaft. Das bedeutet, dass er die Regeneration des Bodens, das Bodenleben und die Biodiversität bei der Arbeit auf den Feldern in den Fokus stellt.
Ein wesentlicher Faktor für den regenerativen Ackerbau sind die immergrünen Felder. Deshalb begrünt er seine Felder und lässt nichts brach liegen. Er beobachtet Schädlinge in ihrem Entwicklungsprozess. Außerdem düngt er mit dem hofeigenen MC-Kompost. Das ist eine rein natürliche Form der Kompostierung, ohne dabei das Substrat umzuwälzen, es abzudecken oder andere Stoffe und Präparate zuzuführen.
Manuel nimmt laufend Erdproben, lässt diese genau analysieren, um dann zu sehen, was dem Boden fehlt. Danach führt er nur genau das, was fehlt in Form von Bio-Düngemitteln zu.
Außerdem achtet er gut auf die Fruchtfolge auf seinen Feldern. So kann er zum Beispiel auf einem Feld nur alle 5 Jahre Mais anbauen, da dieser dem Boden sehr viele Nährstoffe entzieht. Dazwischen baut er Dinkel, Hafer, Roggen, Bohnen, Weizen oder Gerste an. Aufgrund der regenerativen Landwirtschaft hat Manuel auch kein Problem mit trockenen Böden. Der Ackerboden ist feucht und kann auch Starkregen gut aufnehmen.
Nach unserem Spaziergang auf den Feldern geht’s ab zu den Schweinen in den Stall. Oder wie Manuel sie liebevoll nennt, zu seinen Mädels. Bevor wir jedoch in den Stall dürfen, ziehen wir uns Stall-Kleidung über und waschen unsere Hände. Manuel möchte so weit wie möglich auf Medikamente verzichten. Deshalb achtet er gut darauf, dass Besucher keine Keime in den Stall bringen.
Als wir in den Stall kommen, begrüßen uns die Schweine bereits neugierig. Doch es wird noch spannender für die Schweine und für uns, denn wir dürfen bei der Stallarbeit mit anpacken. Füttern, ausmisten, neu einstreuen, …
Der Bio-Bauer hat den Schweinestall im Zuge der Betriebsumstellung neu gebaut. Seine Schweine sind im Stall immer an der frischen Luft bzw. haben sie jederzeit Zugang nach draußen. In einem Bio-Stall gibt es auch keine Vollspaltenböden.
Er füttert ausschließlich 100 % österreichisches Futter. Das Futter darf nicht genverändert sein. Gefüttert wird Getreide, max. 30 % Soja oder Mais und max. 5 % Mineralfutter.
Außerdem sorgt er dafür, dass die Tiere immer ausreichend Wühlmaterial wie zum Beispiel Stroh haben. Die Bio-Verordnung schreibt hier mindestens zwei verschiedene Materialien vor, Manuel gibt ihnen sogar drei – z.B. Stroh, Hobelspäne oder Sand. Die Schweine lieben das Stroh. Sobald wir fertig eingestreut haben, springen die Schweine ins Stroh, spielen damit und wälzen sich darin. „Schau, deshalb kriegen’s so viel Stroh von mir. Die haben einfach so eine Freude damit.“, meint Manuel schmunzelnd. Es kommt auch schon mal vor, dass sie sich im Winter eine kleine Höhle damit bauen und es sich darin kuschelig machen.
Der Stall für die Mastschweine hat mehrere Buchten. Diese teilen sich jeweils in einen Bereich für Kot, einen zum Liegen und einen zum Fressen. Das entspricht auch dem natürlichen Verhalten der Schweine, die gerne für diese Aktivitäten auch jeweils eigene Bereiche haben.
Manuel hat 15 Zuchtschweine und diese werfen 2-mal im Jahr ca. 10 Ferkel. Die kleinen Ferkel bleiben 6 Wochen nach der Geburt noch mit der Mutter zusammen. Die ersten 3 Wochen noch direkt im Abferkelstall. Danach kommen sie gemeinsam mit der Mutter für 3 Wochen in den Ferkelaufzuchtstall. Sie sollen so gemeinsam mit der Mutter in Ruhe ihre neue und zukünftige Umgebung kennenlernen, bevor sie dann später in den Maststall kommen.
Nach der Arbeit im Stall lädt uns Manuels Großmutter noch zum Mittagessen ein. Beim gemeinsamen Essen erzählt sie uns Geschichten von früher und dabei ist eines zu merken: Die Liebe zu den Tieren liegt in der Familie.
Habt ihr meinen Blogartikel zum Besuch am Bio-Milchviehbetrieb schon gesehen? Noch nicht? Dann gleich hier rein klicken. Das war auch ein sehr spannender Einblick.
*In freundlicher Zusammenarbeit mit AMA.